Auswendiglernen: Wie man sich Tonleitern, Akkordgriffe und Songs besser merken kann

Meine Schüler haben oft Probleme damit, Griffmuster von Tonleitern und Akkorden, Abläufe von Songs und Liedern möglichst schnell und dauerhaft auswendig zu lernen. Gibt es eine Möglichkeit, das zu verbessern, bzw. zu beschleunigen? Wie kann man sich eine Information besser merken? Und: wie funktioniert das überhaupt?

INHALT: →Das Problem  →Unser Gehirn  →Ein Lösungsansatz  →Konkrete Vorschläge  →Abrufen und Festigen  →Was noch wichtig ist  →Zusammenfassung

Das Problem

Das Ausgangsproblem liegt hier meiner Meinung nach im Schulsystem. Paradoxerweise haben wir vor allem eine Sache in der Schule nie richtig gelernt: nämlich zu lernen. Oder genauer gesagt: wir haben nicht gelernt, wie man sich Informationen schnell und vor allem dauerhaft einprägen kann. Der Unterrichtsstoff wird zwar normalerweise relativ systematisch vermittelt – aber wie soll man sich das alles merken? Wenn überhaupt, dann wird hier nur das Kurzzeitgedächtnis (genauer gesagt: das mittelfristige Gedächtnis) angesprochen und trainiert: schnell für die nächste Klausur merken und dann wieder vergessen. Was hierbei zu kurz kommt, ist das Langzeitgedächtnis. Da die Menschen verschiedene Stärke und Schwächen haben, sind Menschen mit besonders gutem Kurzzeitgedächtnis hier natürlich im Vorteil. Auch wenn davon dann so gut wie nichts hängen bleibt. Aber es geht ja sowieso meist nur um gute Noten. Aber wenn es dann nicht mehr um Noten sondern um Wissen und die Anwendung geht, wie soll unser Gehirn dann damit klar kommen?

Wenn man seine Motorik trainieren will, zb. um Akkorde sauberer zu greifen oder Tonleitern schneller spielen zu können, hat die alte Regel immer noch ihre Gültigkeit: üben, üben, üben. Aber macht es Sinn, beim Auswendiglernen nach dem gleichen Prinzip zu verfahren? Dafür muss man sich erstmal klar machen, wie unser „Denkmuskel“ funktioniert, hier gelten wohl kaum dieselben Regeln wie für unsere Motorik.

Unser Gehirn

Neurologisch gesehen unterscheidet man zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Im Kurzzeitgedächtnis werden Informationen, wie der Name sagt, nur für kurze Zeit gespeichert und dann wieder „entfernt“ um Platz für neue Informationen zu haben. Diese Funktion braucht und trainiert man wahrscheinlich die meiste Zeit im Alltag. Man merkt sich, was man noch aus der Küche ins Wohnzimmer mitbringen wollte und „vergisst“ es wieder, wenn das erledigt ist, weil das Kurzzeitgedächtnis die Informationen nur für wenige Minuten speichert. Um aber eine Information (zb. das Griffmuster der Dur-Tonleiter) für längere Zeit oder sogar dauerhaft zu speichern, muss sie im Langzeitgedächtnis abgelegt werden. Meines Wissens geht die aktuelle neurologische Forschung davon aus, dass das menschliche Gehirn – anders als man früher dachte – überhaupt nicht wie die Festplatte eines Computers funktioniert und dass Informationen, die dauerhaft gespeichert werden sollen, stark vernetzt (bildlich gesprochen: an verschiedenen Stellen) im Gehirn abgelegt werden müssen. Während man also das Griffmuster der Dur-Tonleiter auf der Computer-Festplatte an einer einzigen Stelle ablegt, muss diese Information im Gehirn an mehreren Stellen gespeichert werden, damit man darauf dauerhaften Zugriff hat.

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit unserem Gehirn ist die Tatsache, dass es vor allem mit dem Filtern von Informationen beschäftigt ist, damit nur die für das Überleben notwendigen Informationen präsent sind. Anders ausgedrückt: Das Gehirn findet das Griffmuster der Dur-Tonleiter für unser Überleben nicht wirklich relevant und sondert sie schnell wieder aus. Wenn wir aber fast von einem Auto überfahren wurden, werden wir das so schnell nicht wieder vergessen, weil es ja in der Tat eine wichtige Information ist, die dem Überleben dient. Vor allem stark emotionale Erfahrungen merkt sich das Gehirn intensiv und dauerhaft. Wer mal schwer verliebt war mit Herzklopfen und zittrigen Knien, oder wer mal panische Angst – zb. vor einer Prüfung – hatte, wird genau wissen was ich meine: sowas vergisst man so schnell nicht wieder und erinnert sich oft noch sehr lange an Einzelheiten.

Ein Lösungsansatz

Die Frage lautet also: wie kann ich es erreichen, dass ich panische Angst vor der Dur-Tonleiter bekomme um sie mir tiefer einzuprägen? Das ist natürlich Quatsch. Also Spaß beiseite: in der Tat muss man sich fragen, wie man erreichen kann, dass sich das Gehirn trotz der beschriebenen Problematiken eine (nur sehr wenig emotionale) Information – wie zb. das Griffmuster einer Tonleiter – gut einprägen kann?

Die Antwort auf diese Frage bietet sich eigentlich von selbst an: wir nutzen die Eigenschaft des Gehirns, Informationen vernetzt zu speichern! Anders ausgedrückt: man sollte Informationen auf möglichst verschiedene Art und Weise abspeichern – und nicht bloß mit einer einzigen Methode.

Ich glaube, ich liege nicht ganz falsch damit, dass die meisten von uns stets nach der gleichen Methode vorgehen, wenn wir zb. die Dur-Tonleiter auswendig lernen wollen: wir spielen die Tonleiter so oft rauf und runter und wiederholen das so lange, bis es sich irgendwann irgendwie festgesetzt hat. Ich behaupte jetzt: diese Methode funktioniert natürlich, ist aber langwierig und mitunter frustrierend. Außerdem nicht wirklich nachhaltig, da man das Gelernte zu schnell wieder vergisst.

Grob gesehen würde ich sagen, dass der Lernprozess aus 3 Stufen besteht: 1. Neues Material zügig auswendig lernen, 2. die Information fehlerfrei festigen und dann 3. Dauerhaft abrufen können.

Konkrete Vorschläge

Deshalb möchte ich jetzt eine Liste von Vorschlägen Anhand eines konkreten Beispiels machen, wie man effektiver Lernen kann und was hilfreich und wichtig sein könnte damit das Auswendig lernen besser klappt. Als Beispiel soll hier die Dur-Tonleiter (Ionische Skala, 1. Stufe der →Kirchentonleitern) dienen.

 < Linkes Griffmuster: Gitarre | Rechtes Griffmuster: Bass >

(Klick aufs Bild zum Vergrößern/ Download)

1.) Grundsätzliches

Immer fokussiert (konzentriert) sein und alles ganz bewusst tun. Direkt zu Anfang der vielleicht wichtigste Punkt: Lernen ist immer am effektivsten, wenn man nicht abgelenkt ist und sich gut konzentrieren kann. Deshalb sollte man beim Lernen immer dafür sorgen, dass man durch nichts und niemanden gestört wird und an nichts anderes denkt. Das Gehirn soll sich ja eine konkrete Information gezielt merken können, das kann es aber nicht, wenn noch weitere Informationen von außen eindringen: dazu gehören auch Geräusche (zb. das Radio läuft oder das Handy piept) und Gedanken, die im Kopf herumschwirren. Deshalb sollte man erstmal alles erledigen oder aufschreiben was einem noch im Kopf beschäftigt und dann erst lernen. Also nicht gleichzeitig im Internet surfen und Tonleitern lernen – das ist ziemlich sinnlos und trainiert bestenfalls die Muskulatur. Mit „alles ganz bewusst tun“ meine ich etwas ähnliches: nicht so „nebenbei“ mit dem Lernen beschäftigen, um es so schnell wie möglich abzuhaken, sondern ganz bewusst und willentlich nach der jeweiligen Methode vorgehen.

Wiederholen ist wichtig! Auch ein sehr wichtiger Punkt ist, regelmäßige Wiederholungen einzuplanen, unabhängig von der gewählten Lernmethode. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit sich das Gelernte auch dauerhaft einprägen kann. Man sollte grade am Anfang deshalb nicht zu lange warten, bis man den Stoff wiederholt, damit es sich möglichst rasch tiefer einprägen kann und man nicht immer wieder von vorne anfangen muss. Wenn man zb. abends eine neue Tonleiter gelernt hat, kann man sich am morgen danach nochmal kurz die Griffmuster anschauen, damit nicht zu viel Zeit vergeht, bevor man sich wieder damit beschäftigt. Auch wenn man nur mal für 1 Minute konzentriert auf die Griffmuster schaut: das Gehirn nimmt auch hier etwas mit.

Schrittweise lernen. Immer nur soviel lernen, wie man auch verarbeiten kann. Das bedeutet: das Material, das auswendig gelernt werden soll, in kleinere Häppchen unterteilen wenn man sich überfordert fühlt. Wenn man zb. alle Griffmuster der Dur-Tonleiter auswendig lernen möchte, fängt man am besten nur mit einer Tonleiter an und lernt diese auswendig. Wenn sie im Kopf ist, nimmt man die zweite Tonleiter hinzu. Wenn beide abrufbar sind – und nur dann – kommt die dritte hinzu usw. Damit kann man verhindern, dass sich ständig die Informationen vermischen und behält die Übersicht.

Kreativ werden beim Lernen. Damit meine ich, dass man sich auch selbst kreative Übungen jedweder Art überlegen kann, wenn man etwas lernen will. Beispiel: als ich mir in der Anfangszeit die Namen der Töne auf dem Griffbrett einfach nicht merken konnte und vor allem nach einer Methode gesucht habe, mich selber abfragen zu können, habe ich mir das Griffbrett auf ein großes Blatt Papier gezeichnet. Dann habe ich eine Mensch-Ärgere-Dich-Nicht Figur auf einen Ton am 1. Bund gestellt und gewürfelt. Dann musste ich die Bünde hochgehen und auch seitlich über die Saiten und den nächsten Ton, wo das Figürchen stehen geblieben war, nennen. Das war dann so lustig, dass ich es ziemlich lang so gemacht habe und mir viel mehr Töne als bisher merken konnte. „Spielerisch“ zu lernen ist nicht doof oder eines Erwachsenen unwürdig. Kinder lernen auf diese Weise ziemlich viel – davon können sich Erwachsene ruhig mal inspirieren lassen. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass einem diese kreative und spielerische Art zu lernen, im Laufe der Schulzeit systematisch abgewöhnt wird, wodurch vielen Menschen die Freude am Lernen – und manchmal sogar die Kreativität überhaupt – verloren geht, was sehr schade ist – aber das ist ein anderes Thema und soll hier nicht weiter vertieft werden.

Echtes Interesse ich wichtig. Wer beim Lernen ein echtes Interesse am Inhalt hat, wird sich alles viel leichter und schneller merken können als jemand, der aus reinem Pflichtgefühl oder Zwang lernt. Auch das kennt man aus der Schulzeit: Den meisten Stoff lernt man unter Zwang und vergisst ihn deshalb schnell wieder. Wenn man aber für ein Fach oder Thema echte Begeisterung entwickelt hat, konnte man sich alles schneller und tiefer aneignen. Deshalb ist Lernen, nur weil man es muss – es aber überhaupt nicht einsieht warum – ziemlich sinnlos bzw. anstrengend und frustrierend.

2.) Methoden

Motorisches Gedächtnis. Das motorische Gedächtnis aktiviert man, wenn man nach der oben genannten und weit verbreiteten Methode lernt: die Tonleiter mehrmals hintereinander durchspielen. Ich würde aber vorschlagen, damit sich das über die Motorik besser einprägen kann, sehr langsam (sprich: in Zeitlupe) zu spielen, damit man jedes einzelne Finger-Aufsetzen sehr deutlich spüren kann. Wir erinnern uns daran, dass das Gehirn sich deutliche, wirklich spürbare Erfahrungen viel besser merken kann als etwas, das man „so nebenbei“ mitnimmt. Wenn man also wirklich ganz konzentriert ist und jede Bewegung ganz deutlich spüren kann, bietet man seinem Gehirn eine viel deutlichere Information an, als wenn man möglichst schnell über das Griffbrett hetzt.

Visuelles Gedächtnis. Wir leben in einer Welt, die sehr stark von visuellen Informationen lebt: unser Gehirn hat gelernt sich Smilies, Emojis, Schilder, visuelle Hinweise und Zeichen aller Art gut einzuprägen, da es damit ja ständig konfrontiert ist. Diese Fähigkeit sollte man sich unbedingt zu Nutze machen, denn sie funktioniert meiner Erfahrung nach bei den meisten Menschen sehr gut. Nun starrt man ja schon auf sein Tonleiter-Griffmuster während man es spielt – aber nicht wirklich bewusst. Deshalb sollte man sich das Griffmuster auch mal OHNE zu spielen anschauen und darin Muster und Zusammenhänge erkennen. Noch besser ist, wenn man sich das Griffmuster mal so vornimmt, dass man Besonderheiten markiert oder/und bunt anmalt. Hier ein Beispiel. Ich habe die ersten 3 Griffmuster der Dur-Tonleiter für Gitarre farbig markiert in zwei verschiedenen Versionen:

Im ersten Beispiel habe ich alle Stellen, die mit dem Fingersatz 1-2-4 gespielt werden BLAU und alle die mit 1-3-4 gespielt werden ROT markiert:

Im zweiten Beispiel habe ich die kleinen Tonabstände auf jeder Saite BLAU und die großen Tonabstände ROT markiert:

Wenn man sich die zwei Versionen mal etwas genauer anschaut, kann man bestimmte Muster und Verschiebungen erkennen. So wandert zb. in der ersten Version die Stelle, wo zweimal das blau markierte 1-2-4 direkt nebeneinander liegt, jeweils eine Saite höher, wenn man sich zum Vergleich das nächste Griffmuster ansieht. Wichtig ist bei dieser Vorgehensweise allerdings, dass man selber die Markierung vornimmt. Dafür können die Griffmuster, die ganz oben stehen, runtergeladen werden (Klick aufs Bild zum Vergrößern, ganz unten steht dann „Download“)

Akustisches Gedächtnis. Hier gilt dasselbe wie beim visuellen Gedächtnis: wir hören uns zwar beim Spielen selber zu. Aber hören wir auch sehr bewusst und ganz konzentriert hin? Auch hier sollte man die Tonleiter SEHR langsam spielen und sich dabei jeden Ton möglichst intensiv anhören, dabei (wenn möglich) die Augen schließen um sich ganz auf den Klang zu konzentrieren. Dabei kann man mit Assoziationen arbeiten: zb. bei jedem Ton überlegen, wie man ihn beschreiben würden: schön, melodisch, traurig, fröhlich usw. Dadurch beschäftigt man sich mit dem Klang, mit dem Sound, den man hört – und die akustische Erfahrung wird umso intensiver sein.

Zahlen-Gedächtnis. Zahlen umgeben uns ständig. Auch dies kann man sich zu Nutze machen, schließlich sind die Tonleiter-Griffmuster in Zahlen, die den Fingersatz bedeuten, notiert. So kann man zb. eine Tonleiter in der Abfolge der Fingersatz-Zahlen, die man spielt, auswendig lernen (und zwar ohne dabei zu spielen). Beim ersten Ionischen Griffmuster wäre das zb., angefangen auf der tiefen E-Saite: 1-2-4, 1-2-4, 1-3-4, 1-3-4, 2-4, 1-2-4. Ich würde vorschlagen, diese Zahlenkombination ein paar mal hintereinander laut aufzusagen und sich die Zahlen dabei bildlich vorzustellen. Auch kann man hier, wie beim visuellen Lernen, ein Muster erkennen: zb. kommt die Zahlenkombination 1-2-4 drei mal vor, die Kombination 2-4 aber nur einmal.

Musiktheorie: Verstehen heißt Lernen. Dinge, die man nicht nur auswendig lernt, sondern tatsächlich auch komplett versteht, also die zugrunde liegende Theorie, kann man sich am besten dauerhaft merken. Wer also die Dur-Tonleiter nicht nur auswendig lernt, sondern auch den theoretischen Aufbau der Tonleiter kennt, wem klar ist, aus welchen Intervallen sie besteht und diese auch auf der Gitarre oder dem Bass finden kann, hat die Möglichkeit, sich das Griffmuster der Tonleiter immer wieder selber „zusammenbauen“ zu können und wird sich darüber alles schneller einprägen. Allerdings werden Anfänger, die grade mal ihre erste Tonleiter lernen, meiner Erfahrung nach von dieser Methode leider komplett überfordert sein, weshalb sie sich eher für fortgeschrittene Musiker eignet, die außerdem gewillt sein müssen, sich ernsthaft mit Musiktheorie auseinander zu setzten. Dafür wird man dann aber mit echtem „Durchblick“ belohnt. (Zu diesem Thema empfehle ich meine Beiträge über →Musiktheorie)

 

Abrufen und festigen

Wenn man eins oder mehrere Griffmuster gelernt hat, muss man sich damit beschäftigen, die Tonleiter(n) aus dem Gedächtnis abrufen zu können und dann auf Dauer zu festigen. Folgende Methoden könnten dabei helfen:

Regelmäßige Wiederholungseinheiten. Das kann man zb. wöchentlich und/oder monatlich planen und dafür eine Liste der zu wiederholenden Tonleitern bzw. Akkordgriffe etc. erstellen um diese dann durchzugehen. Methodisches Vorgehen kann einem hier viel Zeit ersparen, vor allem wenn diese Liste immer länger wird.

Aus dem Kopf spielen, vorher aber das Griffmuster erstmal visualisieren. Die Methode, aus dem Kopf die Tonleiter zu spielen, ist ein wichtiger nächster Schritt. Ich würde aber vorschlagen, sich bei jeder Tonleiter – bevor man sie spielt – das Griffmuster erstmal im Kopf vorzustellen, dieses also zu „visualisieren“. Dabei macht es evtl. Sinn die Augen kurz zu schließen und sich dann das Griffbrett und die Tonleiter, die man gleich spielen wird, möglichst bildlich vorzustellen. Wenn man „nicht drauf kommt“, kann man sich die ausgedruckten Griffmuster nochmal kurz anschauen. Dann sollte man sich die Tonleiter nochmals bildlich vorstellen bevor man sie letztendlich auf dem Instrument spielt.

Aus dem Kopf notieren. Eine sehr nützliche Methode ist außerdem, die Tonleitern aus dem Kopf aufzuschreiben. Dafür druckt man sich ein leeres Griffmuster aus, um darauf die Tonleitern (also die Fingersätze) zu notieren.

Hier können Leere Griffmuster zum Ausdrucken als PDF angezeigt bzw. runtergeladen werden:  →Download: Griffmuster Gitarre   →Download: Griffmuster Bass

Luft-Gitarre spielen. Kein Scherz: mir hat es beim Auswendiglernen – vor allem von Songs und Akkordabläufen, aber auch bei Tonleitern – oft geholfen, die Gitarre wegzulegen und mich dann mit geschlossenen Augen hinzusetzen, mit den Finger in der Luft zu spielen und mir dabei das Griffbrett im Kopf vorzustellen. Dabei kann man bei Tonleitern zusätzlich die Zahlen der Finger aufsagen (siehe oben: „Zahlen-Gedächtnis“).

Was noch wichtig ist

Anwendung. Eins sollte man sich klar machen: nur was man regelmäßig anwendet, wird als Information ständig abrufbar sein. Anders ausgedrückt: was man einmal gründlich gelernt hat, dann aber nicht mehr anwendet, sinkt im Gedächtnis langsam nach unten und gerät in Vergessenheit. Daraus folgt vor allem, dass man nur lernen sollte, was man auch tatsächlich braucht, oder zumindest hin und wieder mal braucht. In der Musik gibt es zb. Tonleitern, die seltener vorkommen als andere, je nach Musikrichtung versteht sich. Problematisch sind hier nur die Informationen, die man zwar nicht ständig anwendet, gelegentlich aber dann doch mal sehr wichtig sind. Hier macht es Sinn, sich zb. eine spezielle Liste mit genau diesen Tonleitern oder Akkorden zu machen und sie in regelmäßigen Abständen mal zu wiederholen.

Welcher Lerntyp bin ich? Dieser Punkt ist sehr wichtig: die Menschen lernen bzw. „ticken“ unterschiedlich, nicht jede Methode liegt einem daher wirklich gut. Deshalb sollte jeder erstmal selbst herausfinden, welcher „Lerntyp“ er ist. Wenn eine Methode auf Anhieb nicht klappt, sollte man aber etwas Geduld aufbringen um sie eine zeitlang zu trainieren. Nur wenn es überhaupt nicht funktioniert, sollte man eine andere Vorgehensweise probieren. Wichtig ist: experimentieren, um herauszufinden, welche Methode einem wirklich liegt. Dabei sollte man die verschiedenen beschriebenen Methoden miteinander möglichst kreativ kombinieren und rausfinden, was am besten funktioniert.

Verschiedene Methoden anwenden. Wir erinnern uns daran, dass wir ja die Eigenschaft des Gehirns nutzen wollen, Informationen vernetzt zu speichern. Deshalb ist es wichtig, verschiedene der hier genannten Vorschläge und Methoden zu kombinieren. So kann man beispielsweise die Tonleiter erstmal aus dem Kopf notieren, sie dann noch farbig markieren um sie anschließend im Kopf zu visualisieren bevor man sie nochmal spielt. Je kreativer und vielseitiger man lernt, umso besser!

Songs und Lieder lernen. Bisher habe ich mich vor allem auf das Beispiel bezogen, eine Tonleiter zu lernen. Man kann aber auch die Abläufe von Songs gezielter und schneller lernen. So kann man den Ablauf aus dem Kopf aufschreiben, Gitarrenriffs und Akkorde nach der Methode „Luft-Gitarre spielen“ trainieren (siehe oben) usw. Auch hier ist kreatives Lernen und Üben nach unterschiedlichen Methoden sinnvoller als gedankenloses „Pauken“. Wichtig ist auch, dass man den Ablauf nicht wirklich auswendig lernt, wenn man ständig auf sein Akkorde-Sheet starrt, also auf die Unterlagen wo der Song notiert ist. Man sollte so früh wie möglich versuchen, das Gelernte aus dem Gedächtnis abzurufen um dieses damit zu trainieren und nur bei Aussetzern auf den Zettel schauen.

Geduld und Training. Wer bisher nur nach der „Ich-spiele-so-lange-bis-es-irgendwann-sitzt“ Methode gelernt hat, wird sich mit anderen Methoden anfangs schwer tun. Aber nur Geduld! Auch das Gehirn muss erstmal trainiert werden und üben, kreativ und sinnvoll zu lernen. Im Laufe der Zeit wird sich eine neue Methode immer besser „anfühlen“ – vorausgesetzt natürlich, man verfolgt sein Ziel konsequent und geduldig und hat auch wirklich herausgefunden, welcher Lerntyp man ist (siehe oben: „Welcher Lerntyp bin ich?“)

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man sagen, dass kreatives, individuelles, bewusstes und konzentriertes Lernen viel besser ist als stupides „Pauken“ bei dem man sich dann auch noch ständig ablenken lässt. Ebenso wichtig ist es, das Gelernte zu Wiederholen, es dann dauerhaft Abrufen zu können und hierfür sinnvolle Trainingsmethoden anzuwenden. Am wichtigsten ist dann die – möglichst regelmäßige – Anwendung und natürlich die Freude am Lernen. Wer nur aus Pflichtgefühl und ohne die geringste Leidenschaft lernt, wird es schwer haben!


Hier findet der am Hintergrundwissen interessierte Leser einen ausführlichen wissenschaftlichen Beitrag von Rüdiger Vaas zum Thema →Gedächtnis

Passend zu diesem Thema empfehle ich meinen Blogbeitrag: ==>Volle Konzentration!